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Martin Kirchner, Leiter der Verkehrsdirektion, und Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen stellen den Verkehrsunfallbericht 2022 vor.
Kreis RE/ Bottrop: Polizeipräsidium Recklinghausen veröffentlicht den Verkehrsunfallbericht 2022
Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und Direktionsleiter Martin Kirchner stellen den Verkehrsunfallbericht 2022 der Öffentlichkeit vor: Nach deutlich zurückgegangenen Verkehrsunfallzahlen in den „Corona-Jahren“ 2020 und 2021 im Vergleich zu 2019 kam es im vergangenen Jahr auf den Straßen im Kreis Recklinghausen und in der Stadt Bottrop wieder vermehrt zu Unfällen. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle blieb aber unter dem Niveau des Jahres 2019. (2022: 22.208 - 2019: 22.426)
PLZ
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Polizei Recklinghausen
Polizei Recklinghausen

Die Verunglückten-Häufigkeitszahl, kurz VHZ, setzt die Zahl der in einem bestimmten Gebiet bei Verkehrsunfällen Verletzten und Getöteten in Relation zu 100.000 Einwohnern. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen lag die VHZ im vergangenen Jahr bei 364, im Land NRW bei 433.

Die Zahl der Verunglückten (2.661) stieg um rund 12% gegenüber dem Vorjahr, liegt aber ebenfalls auf dem Niveau von 2019 (2.602).  
Sieben Menschen verloren im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen in unserem Zuständigkeitsbereich ihr Leben. Die Zahl der Schwerverletzten (466) blieb in etwa auf Vorjahresniveau (463), aber deutlich unter dem Jahr 2019 (561).

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen: 
„Nach Wegfall der Coronaeinschränkungen nutzen die Menschen wieder ihre Freiheiten. Was auf der einen Seite positiv ist, führt im Verkehrsbereich zu negativen Entwicklungen. Mehr Unfälle und vor allem die deutliche Zunahme von verletzten Personen sehe ich mit Sorge. Wer sich im Straßenverkehr bewegt, macht sich oft wenig Gedanken über seine Gesundheit oder sein Leben. Deshalb ist es unser Ziel, hier in der Öffentlichkeit das Bewusstsein zu schärfen“.

„Gefahren und Risiken im Straßenverkehr zu minimieren, erfordert den Blick auf die Ursachen. Deshalb stehen bei der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit die Hauptunfallursachen im Fokus, die ursächlich sind für Unfälle mit gravierenden Folgen. Hier nehmen wir vor allem die Ursachen Geschwindigkeit sowie Alkohol/Drogen in den Blick“.  

Der Blick in die einzelnen Zielgruppen zeigt besondere Auffälligkeiten.
So ist die Zahl der verunglückten Pedelec-Fahrenden und E-Scooter-Fahrenden deutlich angestiegen.

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen:
„Die Zahl der Pedelec-Nutzer nimmt kontinuierlich zu und damit auch die Unfälle. Fast 65% mehr Verunglückte und drei ums Leben gekommenen Personen sind erschreckend. Sie sind ein deutliches Zeichen für die Wichtigkeit der Aufklärungsarbeit hinsichtlich der Gefahren“. 

Direktionsleiter Verkehr, Martin Kirchner:
„Im Rahmen der Präventionsarbeit setzen Fachleute der Polizei seit 2022 auch einen Pedelec-Simulator ein. Im letzten Jahr gab es sechs Veranstaltungen, im Jahr 2023 sind 15 Veranstaltungen in allen Städten im Kreis Recklinghausen und Bottrop geplant. Hinzu kommen Fahrsicherheitsschulungen in Theorie und Praxis“. 

Weitere Einzelheiten zur polizeilichen Präventionsarbeit sind im Verkehrsunfallbericht enthalten.   

Die Sicherheitslage auf den Straßen ist abhängig von vielen Faktoren: Zu hohe Geschwindigkeit, Ablenkung, Alkohol- und Drogenkonsum, Unachtsamkeit – dies und mehr lässt das Unfallrisiko steigen. Nach wie vor ist nicht angepasste Geschwindigkeit Unfallursache Nummer eins bei folgenschweren Unfällen.

Oft liegt es an individuellem Fehlverhalten, wenn es zum Unfall kommt, beispielsweise beim Abbiegen und Wenden oder wenn Vorfahrtsregeln missachtet werden. Widrige Witterungsbedingungen und schlechte Sicht erfordern besonders umsichtiges Verhalten und vorausschauende Fahrweise. 

„Jeder hat es in der Hand, durch regelkonformes, umsichtiges und rücksichtsvolles Verhalten mit dazu beizutragen, dass alle sicher ihr Ziel erreichen“, betont Friederike Zurhausen. 

Die Polizei will mit ihrer Verkehrssicherheitsarbeit, die zahlreiche Projekte für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen umfasst, das Bewusstsein für die Gefahren des Straßenverkehrs schärfen. Diesem Ziel dienen auch regelmäßige Verkehrskontrollen, bei denen Verstöße konsequent geahndet werden. 

Verbotene Kraftfahrzeugrennen / Raser und illegale Tuner 

Einen Schwerpunkt setzt die Recklinghäuser Behörde weiterhin bei der Bekämpfung der Raser- und illegalen Tuningszene. 
„Unsere Straßen sind keine Rennstrecken und kein Ort zur Selbstdarstellung. Leichtsinnige und rücksichtslose Verkehrsteilnehmende riskieren nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch die anderer. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss mit Sanktionen rechnen“, sagt die Polizeipräsidentin und betont: „Gegen Raser gehen wir unter Ausschöpfung aller rechtlichen Möglichkeiten vor.“ 

Im Jahr 2022 sind 46 illegale Straßenrennen festgestellt worden, in 16 Fällen kam es zu einem Unfall. Bei den Unfällen nach vorangegangenen Rennen wurden 15 Personen verletzt und eine Person getötet.  
Neben der Sicherstellung von Führerscheinen werden in der Regel auch die Fahrzeuge sichergestellt. Neben 14 sichergestellten Fahrzeugen nach Kfz-Rennen stellten die Einsatzkräfte 116 Fahrzeuge wegen illegalem Tuning sicher.  

Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen:
„Das Gaspedal durchzudrücken dauert nur Sekunden, die Konsequenzen zu tragen mitunter ein Leben lang.  

Einzelheiten zu dem Verkehrsunfallpräventionsprogramm „Verantwortung stoppt Vollgas“ sind auf folgender Internetseite enthalten:
https://polizei.nrw/verantwortung-stoppt-vollgas

Die Verkehrsunfallentwicklung im Detail 

Weniger Verkehrstote - sieben Menschen nach Verkehrsunfällen verstorben

Zu 2.160 Verkehrsunfällen, bei denen Personen verletzt oder getötet wurden, rückte die Polizei im Jahr 2022 aus. Während die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden gegenüber dem Vorjahr stieg, gab es weniger Getötete zu beklagen. Die Zahl der Schwerverletzten blieb in etwa auf Vorjahresniveau.
Sieben Menschen verloren im Jahr 2022 bei Verkehrsunfällen in Bottrop (2), Recklinghausen, Waltrop, Datteln, Castrop-Rauxel und Haltern am See ihr Leben. Zum Vergleich: 2021 gab es zehn Verkehrstote zu beklagen.

Mehr Schulwegunfälle 

Die Zahl der Schulwegunfälle ist um 36 auf 48 gestiegen, blieb aber unter dem Niveau der Jahre vor der Pandemie. In den Jahren 2020 und 2021 hatte es längere Phasen gegeben, in denen der Unterricht aus Gründen des Infektionsschutzes auf Distanz stattfand. Der tägliche Schulweg entfiel für Kinder und Jugendliche. In der Folge waren in diesen Jahren die Zahlen der Schulwegunfälle niedrig. Mit der Normalisierung des Schulbetriebs gab es wieder mehr Schulwegunfälle. 

„Kinder sind die Schwächsten auf unseren Straßen. Unser Ziel ist es, die Gefahren, denen sie ausgesetzt sind, zu minimieren. Neben polizeilichen Präventionsansätzen können dazu auch andere Verkehrsteilnehmer und die Eltern entscheidend zur Sicherheit beitragen“, betont Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. 

„Fester Bestandteil unsrer Verkehrssicherheitsarbeit ist seit Jahren die Präventionsarbeit in Kindergärten und Schulen“, sagt Martin Kirchner, Leiter der Direktion Verkehr im Recklinghäuser Polizeipräsidium. Dazu zählen Projekte wie die Radfahrausbildung an Grundschulen, das Programm „Sicherheit durch Sichtbarkeit“ sowie an weiterführenden Schulen die Veranstaltungsreihe Crash Kurs NRW, die sich an künftige Autofahrerinnen und Autofahrer richtet. Zur Schulwegsicherung gehören auch regelmäßige Tempokontrollen - insbesondere vor Kitas und Schulen“. 

Kinder sind im Straßenverkehr besonderen Gefahren ausgesetzt. Umso wichtiger ist es, dass Sie rechtzeitig und altersgerecht über Risiken aufgeklärt werden und dass sich andere Verkehrsteilnehmende ihnen gegenüber verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll verhalten. 

„Eine vorausschauende Fahrweise mit angepasster Geschwindigkeit sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Auch das zum Beispiel ordnungsgemäß etwas entfernt geparkte ‚Eltern-Taxi‘ kann entscheidend zur Verkehrssicherheit für andere beitragen“, so Martin Kirchner.

 

Mehr verunglückte Radfahrende 

Im Jahr 2022 verunglückten 789 Radfahrende auf Straßen im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop. 333 von ihnen waren auf einem Rad mit elektrischer Antriebsunterstützung (in erster Linie „Pedelec“) unterwegs. Vor allem der Anstieg der Zahl derer, die mit einem Pedelec verunglückten, ist auffällig (+131 gegenüber dem Vorjahr). Die Zahl verunglückter Pedelec-Nutzender steigt seit Jahren – offensichtlich parallel zu den steigenden Verkaufszahlen von Pedelecs. Diese Anstiege sind insbesondere auch bei den Seniorinnen und Senioren feststellbar. 

„117 verunglückte ältere Bürgerinnen und Bürger bedeuten für 2022 nicht nur einen Anstieg von fast 50%, sondern auch einen traurigen Höchststand“, so Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. .

„Wir empfehlen, sich beim Kauf eines Pedelecs sachkundig beraten und ausführlich einweisen zu lassen, die Handhabung zunächst in einem Bereich ohne viel Verkehrsaufkommen zu trainieren und sich dabei insbesondere mit der Beschleunigung und dem Bremsverhalten vertraut zu machen“, sagt Martin Kirchner, Direktionsleiter Verkehr. „Gerade in der dunklen Jahreszeit sollte auf gute Sichtbarkeit geachtet werden, beispielsweise durch Kleidung mit reflektierenden Elementen. Allen Zweiradfahrenden empfehlen wir dringend, einen Helm zu tragen, denn der kann bei einem Sturz vor schweren Kopfverletzungen schützen“, betont Martin Kirchner.

Von den sieben Menschen, die im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen auf Straßen im Kreis Recklinghausen und in Bottrop tödlich verletzt wurden, waren vier mit Fahrrädern (drei davon auf Pedelecs) unterwegs.

E-Scooter: mehr Verletzte

Die Zahl derer, die bei der Fahrt mit einem E-Scooter verunglückt sind, ist 2022 - wie im Landestrend - erneut gestiegen. 84 Personen zogen sich bei Unfällen mit E-Scootern Verletzungen zu. Dies ist wohlgemerkt die Zahl der gemeldeten Unfälle mit E-Scooter-Beteiligung. 

Stichwort E-Scooter:
Seit Juni 2019 sind E-Scooter (Elektrokleinstfahrzeuge mit Lenk- oder Haltestange) auf deutschen Straßen zugelassen. Die Nutzung hat seitdem stark zugenommen. Dies gilt vor allem für Städte wie Recklinghausen, in denen Firmen E-Scooter zum Verleih anbieten. Mit der Zahl der Nutzenden ist auch die Zahl der Unfälle gestiegen, in die E-Scooter-Nutzende verwickelt waren. Über Fehlverhalten von Fahrerinnen und Fahrern sowie verkehrsgefährdend oder zumindest störend abgestellte Scooter gibt es immer wieder Beschwerden. Offensichtlich kennen viele die Regeln nicht, die bei der Fahrt mit E-Scootern gelten, beispielsweise, dass für E-Scooter die gleichen Promillegrenzen maßgeblich sind, wie bei Kraftfahrzeugen und dass man auf dem E-Scooter keine weiteren Personen mitnehmen darf. Die Recklinghäuser Polizei hat die wichtigsten Regeln und Sicherheitstipps für E-Scooter-Nutzende kompakt zusammengefasst und auf der Internetseite der Behörde zum Download bereitgestellt: https://redaktion-recklinghausen.polizei.nrw/artikel/regeln-fuer-stadtflitzer

Anmerkung:
Der vorliegende Pressetext enthält nur einen Auszug aus dem Verkehrsunfallbericht 2022. Neben weiteren statistischen Zahlen und Entwicklungen in den einzelnen Kommunen werden auch einige Arbeitsbereiche der Direktion Verkehr dargestellt. Diese sind die Spezialisierte Verkehrsunfallaufnahme, die Krad-Staffel, die Verkehrssicherheitsberatung für Fahrten mit dem Pedelec sowie das Programm „Sicherheit durch Sichtbarkeit“ für Kinder. 
 

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110