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Bild Dialogveranstaltung Abrahamsohn
Überlebender und Zeitzeuge des Nationalsozialismus Rolf Abrahamsohn zu Gast im Polizeipräsidium Recklinghausen
Rolf Abrahamsohn überlebte sieben verschiedene Konzentrations- und Arbeitslager

In der vergangenen Woche wurde Rolf Abrahamsohn, einer der letzten Zeitzeugen und Überlebenden des Nationalsozialismus, von Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen zu einer Dialogveranstaltung in das Polizeipräsidium eingeladen. Weitere Gäste der Gesprächsrunde waren Thomas Köhler und Peter Römer von der Villa ten Hompel (Münster). Die Vertreter der Villa ten Hompel unterstützen das Polizeipräsidium in der Aufarbeitung und Dokumentierung der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus.

 

Rolf Abrahamsohn schilderte eindrucksvoll die dramatischen und schockierenden Erlebnisse, von seiner Inhaftierung, über die Deportation bis hin zu den Umständen in den Konzentrations- und Arbeitslagern, während der Zeit des Nationalsozialismus. Intensiv wurde ebenfalls die damalige Rolle der Polizei im Nationalsozialismus thematisiert. (Weitere Infos zur Person Rolf Abrahamsohn finden Sie am Ende des Artikels)

 

„Die Polizei hat im Terrorsystem der Nationalsozialisten eine schreckliche Rolle gespielt. „Polizeibataillone“ waren an vielen Gräueltaten beteiligt und für die Ermordung von tausenden jüdischen Opfern verantwortlich. Auch die Polizei Recklinghausen hat da keine Ausnahme gemacht.

Für die Polizei ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung - Das Gewaltenmonopol liegt bei der Polizei. Polizisten können im Rahmen der Rechtsvorgaben Grundrechte von Menschen einschränken. Das bedeutet auf der einen Seite eine besondere Machtposition. Das bedeutet aber auf der anderen Seite eine besondere Verantwortung für jeden einzelnen Polizeibeamten. Dieser Verantwortung kann die Polizei nur im Kontext mit der eigenen Geschichte gerecht werden“, sagte Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.

 

Im Anschluss der zum Nachdenken anregenden Schilderungen von Rolf Abrahamsohn nutzte das Publikum, das sich aus Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten des Polizeipräsidiums zusammensetzte, die Möglichkeit, Fragen an Herrn Abrahamsohn zu richten.

 

„Wir erkennen unsere Verantwortung an, uns mit der schwarzen Zeit der deutschen Geschichte auseinander zu setzen. Darum ist es mir besonders wichtig, die Erlebnisse von Rolf Abrahamsohn als einen der letzten Zeitzeugen mit Unterstützung der Villa ten Hompel festzuhalten und an unsere weiteren Generationen weiterzugeben“, betonte Friederike Zurhausen.

 

 

Zur Person Rolf Abrahamsohn:

Am 09. März 1925 wurde Rolf Abrahamsohn als dritter von insgesamt vier Söhnen in Marl geboren. Sein Vater, der im Ersten Weltkrieg als deutscher Frontsoldat kämpfte, heiratete 1919 Rolfs Mutter. Gemeinsam betrieben sie ein Textilgeschäft. Rolf Abrahamsohn hatte eine sehr glückliche Kindheit. Er wuchs vor allem mit christlichen Freunden auf, ohne Unterschied zwischen Juden und Christen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte sich dies schlagartig. Alle Familienmitglieder von Rolf Abrahamsohn kamen in KZs oder aufgrund von Krankheiten um. Selbst durchlebte er sieben verschiedene Konzentrations- und Arbeitslager und wog am Ende nur noch 39 kg.

Dennoch wirkte er nach dem Krieg maßgeblich daran mit, das jüdische Leben im Ruhrgebiet aufzubauen und Projekte in Israel zu unterstützen, obwohl ihm die Bilder der Vergangenheit keine Ruhe gönnen. (Quelle: Broschüre HEIMATSUCHER e.V. April 2014, 2. Auflage)

 

Gruppenfoto Dialogveranstaltung mit Publikum. Am Tisch v.l.n.r.: Thomas Köhler (Villa ten Hompel),
Rolf Abrahamsohn, Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen

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