Verkehrssicherheitsarbeit für junge Fahrer

Logo der Polizei NRW Landeskampagne Crash Kurs
Verkehrssicherheitsarbeit für junge Fahrer
Crash Kurs NRW. Realität erfahren. Echt hart
IM NRW
Damit PS-Rambos vom Gas gehen

"Ich habe ihn angeschrien, dass ich Angst habe"  sagt Tanja, 16 von der Hauptschule Klausen und das war genau richtig so. Junge Mädchen sind als Beifahrerinnen oftmals die letzten Menschen, die Einfluss auf Raser haben. Denn die Fahrer sind mit ihnen befreundet.  Diese Einflussmöglichkeit müssen sie im Notfall unbedingt ausnützen.

Junge Kerle wollen zeigen was sie drauf haben und "ihren" Mädchen imponieren: Endlich erwachsen, endlich der ersehnte Führerschein, endlich der tolle Flitzer.  Am Wochenende geht es dann in die Disko über einsame Landstraßen und unsere traurige Erfahrung ist, dass dort die Lustfahrt ein jähes Ende finden kann. Unfallursachen in diesen Fällen: zu schnell, von Drogen benebelt, Selbstüberschätzung, abgelenkt. Das sind beileibe keine Vorurteile, sondern schreckliche Realität. Obwohl der Bevölkerungsanteil der 18 bis 24jährigen nur 8 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht, sind 22% aller Unfallbeteiligten junge Fahranfänger.  Bundesweit.

Die Idee: Mädchen Mut machen, einfach Stopp zu sagen

Es sind die Mädchen, die Einfluss nehmen können. Sie kennen ihre Freunde, sie sind als Beifahrerinnen am Wochenende mit unterwegs. Sie haben selbst schon brenzlige Situationen erlebt.  Aber vielen Mädchen fehlt der Mut, einzuschreiten.  Genau da setzt das Projekt Schutzengel an, junge Frauen ab der 10. Klasse werden mit Informationen und Rollenspielen fit gemacht.

Bundesweite Aktionen

Die Idee wird seit einigen Jahren in ganz Deutschland verfolgt. Etliche Behörden in Nordrhein-Westfalen praktizieren die Idee mit Erfolg, zum Beispiel die Kreispolizeibehörde in Gütersloh, die hierzu auch das Logo "Ich bin Dein Schutzengel" entwickelt hat.

Crash Kurs NRW

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen hat eine bundesweit einzigartige Kampagne gestartet um die Zahl von Verkehrsunfällen nachhaltig zu verringern. Das Konzept heißt „Crash Kurs NRW“, und es richtet sich speziell an Jugendliche der 10. und 11. Jahrgangsstufe sowie an Berufsschülerinnen und Berufsschüler.

Einige der Schülerinnen und Schüler haben Tränen in den Augen. Emotional betroffen sind sie alle. Und offensichtlich sehr nachdenklich. Tief beeindruckt und schweigend verlassen die mehr als 400 jungen Leute vom Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg in Köln-Deutz die etwa 70-minütige Kick-Off-Veranstaltung zu „Crash Kurs NRW“. Als Schlussakkord der gerade beendeten Veranstaltung zur Verkehrssicherheit ist direkt vor ihren Augen ein riesiger Ballon zerplatzt. Auf dem hatten sie vor dem Beginn auf kleinen Heftetiketten ihre Lebensträume notiert. Wie mit einem Donnerschlag wird damit deutlich, dass das Leben und sämtliche Lebenspläne an einem seidenen Faden hängen können. Sicherheit im Verkehr ist oberstes Gebot. Niemand der 400 Teilnehmer wird dies so schnell wieder vergessen.

Das 16-minütige Demo-Video ist bei einer Crash Kurs Veranstaltung des Polizeipräsidiums Gelsenkirchen entstanden. Im Film schildert ein Feuerwehrmann vor Schülern einen schrecklichen Rettungseinsatz auf der Ostpreussenstraße, zu dem er und seine Kollegen gerufen worden waren. Fünf Jugendliche starben dabei vor Ort und auf dem Weg ins Krankenhaus. „Unser Ziel ist es, mittelfristig landesweit alle jungen Leute mit unserem Programm zu erreichen“, sagte der damalige Innenminister Ralf Jäger bei der Vorstellung des Präventionskonzeptes in Köln.

In Nordrhein-Westfalen ereignen sich pro Jahr 550.000 Verkehrsunfälle. Über 600 Menschen werden dabei pro Jahr getötet. „Der Anteil von jugendlichen Verkehrsteilnehmern bei den Verursachern von schweren Unfällen ist überproportional hoch. Ihre Zahl ist alarmierend und für mich einfach nicht akzeptabel“, sagte Ralf Jäger. Überhöhte Geschwindigkeit, das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes, der Konsum von Alkohol und Drogen: Das sind in über 50 Prozent aller Fälle die Ursachen, warum Menschen im Straßenverkehr zu Tode kommen oder schwer verletzt werden.

Das Präventionsprogramm „Crash Kurs NRW“ zeigt mit eindringlichen Bildern und den emotionalen Berichten von Betroffenen auf, das Verkehrsunfälle ihre Ursachen haben. Es wird vermittelt, dass Verkehrsunfälle in den meisten Fällen passieren, weil von den Verkehrsteilnehmern Regeln missachtet wurden. Damit sind sie aus der Sicht Organisatoren von „Crash Kurs NRW“ vermeidbar.

Die Polizei geht gemeinsam mit ihren Partnern beim „Crash Kurs NRW“ neue Wege. Die Anregungen stammen aus England, wo man mit einem vergleichbaren Programm bereits seit Jahren gute Erfahrung gemacht hat. Auf der Suche nach einer wirkungsvollen Möglichkeit, junge Menschen tatsächlich anzusprechen und dauerhafte, positive Verhaltensänderungen zu bewirken, wurde „Crash Course“ vor einigen Jahren in Staffordshire (Großbritannien) entwickelt.

Das Programm, das in Staffordshire nahezu flächendeckend vor allen 10. Klassen vorgeführt wird, verfolgt das erklärte Ziel, die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Getöteten oder Schwerverletzten, zu reduzieren. Dabei geht es insbesondere um die Verkehrsunfälle, an denen junge Fahrer beteiligt sind. In knapp drei Jahren haben über 33.000 Teilnehmer „Crash Course“ erlebt.

Schutzengel in Remscheid

Unsere Verkehrsicherheitsberater in Remscheid, PHK Manfred Büser, PHK Michael Brandenstein und PHK Dieter Latzel,  konnten seit Oktober über 400 Mädchen aus 8 Schulen in Remscheid trainieren. Das ist kein Tropfen auf einen heißen Stein, sondern das sind 400 junge Frauen, die selbstbewusst ihren rasenden Freunden sagen werden:  "Wenn Du nicht langsamer fährst, breche ich Dir Dein Auto voll". Das wirkt. Sehr schnell.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110