Mit dem Verkehrsunfallbericht für das Jahr 2015 geben Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen und der Leiter der Direktion Verkehr, Polizeidirektor Rolf Engler, einen detaillierten Einblick in die Entwicklung der Verkehrssicherheitslage für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen. Neben Daten und Fakten enthält der Bericht auch Hintergrundinformationen zu weiteren Präventionskampagnen und anderen Maßnahmen aus dem Bereich der Verkehrssicherheitsarbeit.
„Die Anzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Recklinghausen ist im letzten Jahr um 2,5% gesunken. Das Risiko, an einem Verkehrsunfall beteiligt zu sein, ist mit rund 24 % deutlich geringer, als im Durchschnitt in Nordrhein-Westfahlen. Damit zählen der Kreis Recklinghausen und die Stadt Bottrop zu den sichersten Regionen im Land“ so Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen zur Unfallentwicklung.
Insgesamt ereigneten sich 2015 auf den Straßen und Wegen im Präsidialbereich Recklinghausen 18.962 Verkehrsunfälle. Das sind 489 weniger (-2,5%) als im Vorjahr. Knapp drei Viertel dieser Unfälle werden der Kategorie „Bagatellunfälle“ zugeordnet, bei welchen überwiegend leichte Sachschäden entstanden sind. Bei 12,1 % aller Unfälle wurden Menschen verletzt oder getötet. Damit stieg die Zahl der Verunglückten um 70 auf insgesamt 2.293 (+3,5%) im Vergleich zum Vorjahr.
Im Jahr 2015 sind weniger Radfahrer (-4%), aber mehr Fußgänger (+10%) verunglückt. Einen auffälligen Anstieg gibt es bei den Rad fahrenden Senioren von 27 auf 118, umgerechnet 27%.
Bedauerlicherweise stieg jedoch die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Menschen. Insgesamt kamen 2015 auf den Straßen im Kreis Recklinghausen und der Stadt Bottrop dreizehn Menschen ums Leben. Damit ist ein deutlicher Anstieg der Zahl vom historischen Tiefststand von 5 Todesopfern im Jahr 2014 gegeben. Von 13 Todesopfern waren 10 ungeschützte Verkehrsteilnehmer. Darunter befanden sich sechs motorisierte Zweiradfahrer, ein Radfahrer, drei Fußgänger sowie drei Pkw-Fahrer- oder Beifahrer.
„Wir werden in diesem Jahr spezielle Aktionen zur Reduzierung von Verkehrsunfällen mit schwerwiegenden Folgen, besonders bei den ungeschützten und damit auch motorisierten Zweiradfahrern durchführen“ hebt Polizeidirektor Rolf Engler hervor.
Unangepasste Geschwindigkeit erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Verkehrsunfalls um 85 %. Bei der Einleitung eines Bremsvorganges und einer gefahrenen Geschwindigkeit von 30 km/h steht das Fahrzeug nach ca. 13m. Bei 50 km/h prallt das Fahrzeug nach diesen 13m mit unverminderter Geschwindigkeit von 50 km/h gegen das Hindernis. Ist ein Fahrzeugführer nur 10 km/h schneller als Tempo 50 km/h, kann dies zu einem Aufprall mit 40 km/h führen.
„Unser Ziel besteht auch 2016 darin, das Geschwindigkeitsniveau durch repressive und präventive Maßnahmen zu senken, um so die gesundheitlichen Folgen für Verletzte zu mindern und einen Rückgang der Verunglücktenzahlen zu erzielen.“ so Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen.
Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit unerlaubtem Entfernen vom Unfallort (Sachschäden und Verletzten) ist im Jahr 2015 um 96 auf 3.568 Verkehrsunfälle und somit um 2,7 % gestiegen. Dabei hat sich die Anzahl der geklärten Verkehrsunfallfluchten positiv entwickelt. Die Zahl der aufgeklärten Verkehrsunfallfluchten mit Personenschaden wuchs auf beachtliche 81%.
Im Jahr 2015 wurden im Präsidialbereich rund 4% weniger Verkehrsunfälle mit motorisierten Zweiradfahrern festgestellt, bei denen Menschen zu Schaden kamen. Dabei sind 318 Menschen verunglückt. Das sind 13 weniger im Vergleich zum Vorjahr. Es verunglückten 23 weniger „Junge Erwachsene“ als Zweiradfahrer. Ihre Zahl sank um 40% auf 35. Sorge bereitet der Umstand, dass von den getöteten 13 Verkehrsteilnehmern 6 motorisierte Zweiradfahrer waren.
Motorisierte Zweiradfahrer zählen wie Radfahrer und Fußgänger zu den ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Sind sie an Unfällen beteiligt, muss mit schweren Unfallfolgen gerechnet werden, vor allem wenn überhöhte Geschwindigkeit (mit-) ursächlich ist. Gute Schutzkleidung, die auch bei Dämmerung und Dunkelheit sichtbar ist, kann hier über Leben und Tod entscheiden. Die gefahrene Geschwindigkeit von Motorradfahrern wird häufig falsch eingeschätzt oder sie werden schlicht übersehen.
Polizeidirektor Rolf Engler dazu: „Es werden im kommenden Jahr u.a. durch spezielle Impulse zur Reduzierung von Verkehrsunfällen bzw. schwerwiegenden Folgen bei den ungeschützten und damit auch motorisierten Zweiradfahrern gesetzt. Erstmalig ist im Jahr 2016 eine polizeilich geführte Motorradausfahrt, die „PoliTour“ geplant.“
Die ständige Nutzung von Multimediageräten im Straßenverkehr mindert die sichere Teilnahme. Das Dunkelfeld der Handyverstöße und der damit im Zusammenhang stehenden Verkehrsunfälle wird als hoch eingeschätzt.
Dazu Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen: „Die heutzutage sehr weit verbreiteten Smartphones bieten ein hohes Ablenkungspotential: Das Nutzen von Nachrichtendiensten oder Sozialen Medien sind nur einige von vielen Funktionen. Am Steuer ist diese Ablenkung lebensgefährlich! Diese Thematik werden wir daher in den kommenden Wochen und Monaten durch repressive und präventive Aktionen stärker in unserer Verkehrssicherheitsarbeit platzieren“.
„Viele positive Entwicklungen haben wir bei der Verkehrsunfallentwicklung 2015 bilanzieren können. Bewährte Konzepte werden wir weiter fortführen, aber auch neue Impulse in die Verkehrssicherheitsarbeit einfließen lassen. Durch diese Optimierung wollen wir eine Senkung der Unfall- bzw. Verunglücktenzahlen erreichen. Darüber hinaus appelliere ich an alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer: Seien Sie sich Ihrer Verantwortung im Straßenverkehr bewusst. Vorsicht und gegenseitige Rücksicht machen neben der Einhaltung der Verkehrsregeln viele Unfälle und ihre Folgen vermeidbar!“