"Wir wollen nicht nur gegen Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmenden vorgehen, sondern auch sensibilisieren für die Gefahren, die man schnell übersieht. Gerade zu den Stoßzeiten morgens und nachmittags haben es viele Menschen eilig und wollen ihre Kinder in die Betreuung bringen. Da bleibt - oft auch ohne Vorsatz, sondern aus Unbedachtheit - die Sicherheit manchmal auf der Strecke", beschreibt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen das Ziel der Aktion.
Mehrgleisige Aktion - Kontrolle und Prävention
An einer Kontrollstelle mit Radarüberwachung in Recklinghausen will ein Auto abbiegen; zu schnell ist es nicht gefahren, doch der geschulte Blick eines Beamten lässt ihn stutzen und das Fahrzeug anhalten. "Dürfte ich bitte einmal kontrollieren, ob die Kinder auf der Rückbank angeschnallt sind", sagt er zu der jungen Fahrerin. Sein Verdacht ist gerechtfertigt: Beide Kinder haben keine passenden Sitze. Das kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit, denn die Weiterfahrt ist untersagt. Ausreden, man habe es eilig gehabt, lässt der Polizist nicht gelten - es geht um die Sicherheit der Kinder: "Man muss sich nur mal vorstellen, da passiert ein Unfall. Dann besteht sehr schnell Lebensgefahr." Die Beifahrerin übernimmt die Kinder und geht zu Fuß weiter. Es bleibt nicht er einzige Verstoß dieser Art, immer wieder bemerkt die Polizei fehlende oder falsche Rückhaltesysteme für Kinder. Den Beamtinnen und Beamten ist es wichtig, aufzuklären, Vergehen und die daraus entstehende Gefahr zu erläutern statt nur zu ahnden. "Wir kontrollieren nicht, um Verkehrsteilnehmende zu drangsalieren", erklärt Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen. "Wir wollen - im äußersten Fall - Leben von Kindern und Jugendlichen schützen, indem wir auf Gefahren hinweisen, die besonders für die Kleinsten im Straßenverkehr herrschen."
Jeder Verstoß ist einer zu viel
Mehr als 300 Geschwindigkeitsverstöße im Bereich von Schulen und Kindertagesstätten ahndeten die Beamten. Trauriger Spitzenreiter des Kontrolltages ist ein PKW gewesen, der mit 68 km/h in einer 30-Zone unterwegs war. Auch ein mit Kindern besetzter Schulbus fuhr mit 48 km/h durch einen Bereich, in dem Tempo 30 gilt. "Die Zahlen zeigen, dass es weiterhin notwendig ist, zu kontrollieren und aufzuklären. Zwar hatten wir nur wenige Fahrende mit deutlicher Geschwindigkeitsüberschreitung, aber jeder Verstoß ist einer zu viel - besonders im Bereich von Schulen und Kindertagesstätten", bewertet Friederike Zurhausen den Einsatz. Die Polizeipräsidentin bekräftigt, dass auch künftig angekündigte und unangekündigte Kontrollen stattfinden werden.
Verkehrserziehung - Prävention beginnt bei den Jüngsten
Parallel zu den Kontrollen waren im gesamten Vest sowie in Bottrop die Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater der Polizei an Grundschulen im Einsatz. Mit Kindern der vierten Klassen sowie deren Angehörigen übten die Polizistinnen und Polizisten richtiges Verhalten im Straßenverkehr. "Für uns ist nicht nur wichtig, Fehlverhalten zu ahnden, sondern richtiges Verhalten im Straßenverkehr zu üben. Kinder brauchen Sicherheit auf ihrem Schulweg, das benötigt regelmäßiges Üben", so die Polizeipräsidentin. Mit realitätsnahen Übungen unter der Aufsicht der Verkehrssicherheitsberatenden trainieren die Kinder, wie sie sich besonders an potentiellen Gefahrenstellen - Einmündungs- und Kreuzungsbereiche, tote Winkel von Fahrzeugen - verhalten sollen. Auch die Fahrräder der Kinder werden kontrolliert, wer über gute Bremsen, funktionierendes Licht und vorgeschriebene Reflektoren verfügt, darf sich über den begehrten Aufkleber der Verkehrswacht freuen. Neben den Kontrollen führten die Polizistinnen und Polizisten zahlreiche Gespräche mit Verkehrsteilnehmenden und sensibilisierten Kinder und Jugendliche für die Gefahren auf dem Schulweg. "Der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern ist natürlich essentiell für eine gute Prävention. Und wir merken in den Gesprächen schnell, dass viel Verständnis für unsere Anliegen da ist", sagt Zurhausen. "Oft bekommen wir von Passanten Hinweise, wo aus ihrer Sicht weitere Gefahrenstellen sind - das nehmen wir für künftige Einsätze auf."
Hintergrund:
Die Kontrollen und Präventionsangebote im Kreis Recklinghausen und in Bottrop fanden statt im Rahmen der bundesländerübergreifenden Aktion "sicher.mobil.leben". Die Aktion gibt es seit 2018. Sie nimmt jährlich wechselnde Schwerpunkte in den Blick, in diesem Jahr Kinder, insbesondere den Weg in die Schule und zur Kindertagesstätte.