Zuschauer in der Stierkampfarena
Im Einsatz in Pamplona
Ein Erfahrungsbericht von Polizeioberkommissarin Erica Klemm von den "Sanfermines" in Pamplona in Spanien.
Polizei Rhein-Sieg-Kreis

Durch einen Beitrag im Intranet der Polizei Nordrhein-Westfalen wurde ich Ende 2022 zum ersten Mal auf das Projekt „Europäische Kommissariate“ in Spanien aufmerksam. Mit großem Interesse las ich die Ausschreibung des Innenministeriums NRW und wusste sofort, dass ich diese Gelegenheit als Kind deutsch-dominikanischer Eltern für mich nutzen muss.

Meinen lateinamerikanischen Wurzeln nah zu sein, war mir schon immer sehr wichtig und dies im Dienste als Polizeibeamtin in Spanien realisieren zu können, stellte für mich die Chance auf eine ganz neue Lebens- und Diensterfahrung und die Erfüllung eines bislang unerfüllten Traumes dar!

Ich zögerte daher keine Sekunde, mich für das Projekt zu bewerben und nach einem Bewerbungsgespräch in Düsseldorf erhielt ich die erfreuliche Nachricht: die Zusage, die Policía Nacional während der „Sanfermines“ in Spanien - Pamplona unterstützen zu dürfen!

 

Aber wo ist Pamplona? Und was sind überhaupt die „Sanfermines“?

Pamplona liegt im Norden Spaniens und ist Hauptstadt der Provinz Navarra. Die Stadt mit ca. 200.000 Einwohnern ist als eine der Hauptstationen am Jakobsweg und aufgrund der im Juli stattfindenden Stierläufe im Rahmen der „Sanfermines“ bekannt.

Die Sanfermines gehören zu einem der berühmtesten Volksfeste Spaniens und findet jährlich vom 6. bis zum 14. Juli in Pamplona statt. In diesem Zeitraum finden täglich sogenannte „Stierläufe (Encierros)“ durch die Gassen Pamplonas statt, bei denen waghalsige Menschen vor den freilaufenden Stieren vorweglaufen. Später am Tage finden dann die Stierkämpfe (las corridas de toros) innerhalb der „Plaza de Toros“ von Pamplona statt.

Zu diesem Anlass wird die gesamte Stadt in weiß und rot geschmückt und zu jeder Tages- und Nachtzeit finden Feierlichkeiten statt. Das Spektakel rund um die Stierläufe zieht jährlich mehrere tausende Besucher und viele Touristen nach Pamplona, was entsprechend einer hohen Anzahl an Einsatzkräften der Polizei bedarf.

 

Tag der Anreise

Ein Tag vor Beginn der Festlichkeiten ging es für mich schließlich los. Ich flog von Düsseldorf nach Bilbao und traf bereits am Flughafen in Deutschland auf meinen Kollegen Tobias, mit dem ich zusammen die Reise für die Polizei NRW antreten würde.

Der Flug, mit Waffe und Uniform im Gepäck, verlief unproblematisch. In Bilbao angekommen, wurden wir von einem Kollegen der Policía Nacional empfangen, der uns in das ca. 1,5 Stunden entfernte Hotel im Zentrum von Pamplona brachte.

An der Unterkunft angekommen und eingecheckt trafen wir schließlich auf den Rest unserer internationalen „Polizeitruppe“. Insgesamt waren wir acht europäische Polizeibeamte, die die Policía Nacional während der Festtage im Rahmen des Programms „Europäische Kommissariate“ in Pamplona unterstützten: jeweils zwei Beamte aus Frankreich, Italien, Portugal und Deutschland. Wir tauschten uns aus und lernten uns kennen und schnell war klar, dass die Chemie zwischen uns stimmte! Wir alle verspürten eine riesen Vorfreude, was uns in den nächsten Tagen erwarten würde.

Aber nicht nur wir, als internationale Polizeibeamte, waren in der „Residencia“ untergebracht, sondern auch zahlreiche Polizeibeamte aus dem Inland, die für die Festlichkeiten der Sanfermines aus ganz Spanien angereist waren und deren Bekanntschaft wir während unseres Aufenthaltes in Pamplona machten. Darunter waren u.a. spanische Kollegen der Bereitschaftspolizei, der Reiterstaffel, Zivilkräfte und sogar Drohnenpiloten der Policía Nacional. Geachtet der erwarteten hohen Besucher- und Touristenzahlen hatten sich die spanische Polizei und die Stadt Pamplona scheinbar bestens für die kommenden Festtage gewappnet.

 

„Viva San Fermín!“ – „Lang lebe San Fermín!“

Am 6. Juli ging es dann endlich los. Wir wurden an diesem Morgen vor den Festlichkeiten herzlichst von den drei Kollegen der Policía Nacional, die uns in den nächsten Tagen begleiten sollten, willkommen geheißen. Die Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit von Guini, Roberto und David waren nicht zu überbieten. Sie taten in den darauffolgenden Tagen alles Erdenkliche, um uns einen interessanten und aufschlussreichen Einsatz und generell einen guten Aufenthalt in Pamplona zu bescheren.

Unser erster Dienstantritt erfolgte in dem „Jefatura Superior de Policía Nacional“ von Pamplona, das einem Polizeipräsidium gleichkommt. Dort wurden wir, also die europäischen Polizeibeamten, von dem „Jefe Superior“, dem Leitenden Polizeidirektor der Region Navarra, begrüßt. Ich war beeindruckt von der gelassenen und zugleich seriösen Art, mit der er uns in Empfang nahm und uns für unsere Anwesenheit dankte. Die Stadt war mittlerweile voll von Menschen, der Startschuss für die Feierlichkeiten sollte in knapp zwei Stunden erfolgen und bei dem Jefe Superior war kein Funke von Nervosität zu erkennen. Stattdessen unterhielt er sich freundlich mit uns. Im Anschluss wurden wir noch durch die restlichen Direktionen der Jefatura Superior geführt, einschließlich der „Comisaría“, der zentralen Polizeiwache in Pamplona.

Endlich war es an der Zeit, den Polizeitransporter („Furgoneta“) zu besetzen und ins Geschehen zu mischen. Die Stadt glich nicht mehr der Stadt am Vortag und war zu neuem Leben erweckt. Überall waren euphorische Menschengruppen unterwegs und Musikparaden zogen durch die Straßen. Die Menschen in der Stadt waren ausnahmslos traditionell in weiß-rot gekleidet und in bester Feierlaune. Dies hielt übrigens für die gesamte Dauer der Sanfermines an.

Wir steuerten die Fußgängerzonen und beliebten Plätze mit hohem Besucher- und Touristenaufkommen an, um im Rahmen von Fußstreifen polizeiliche Präsenz zu zeigen und für die Einheimischen und Touristen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Zudem verteilten wir Flyer und Armbänder für die Kinder, auf denen die Erreichbarkeit der Eltern notiert wurde.

Die Resonanz der Bürger auf unsere Anwesenheit war durchweg positiv. Neugierig wurden wir angesprochen, woher wir kommen und was ausländische Polizeibeamten in Pamplona machten. Andere wollten Fotos mit uns machen oder uns einfach mitteilen, dass sie unsere Arbeit lobenswert finden. Das Interesse, die Freundlichkeit und die Dankbarkeit der Einheimischen und Touristen war bemerkenswert und bestärkte mich nur darin, dass - auch wenn die Zahl der deutschen Touristen in Pamplona eher gering ausfiel - ich dort vollkommen richtig war.

Doch auch seitens der Presse und Medien war das Interesse groß. Am Eröffnungstag der Sanfermines erwartete uns noch ein Fernsehinterview mit dem bekannten spanischen Fernsehsender „RTVE“. Dieses wurde im Rahmen einer Berichterstattung über die Sanfermines ausgestrahlt. Zudem begleiteten uns an den anderen Tagen noch weitere Presseteams und berichteten in Zeitungs- und Internetartikeln über unseren Aufenthalt in Pamplona und das internationale Projekt „Europäische Kommissariate“.

 

Der weitere Dienstalltag

In den darauffolgenden Tagen arbeiteten wir hauptsächlich im Früh- oder Spätdienst. In der Regel wurden wir von den spanischen Kollegen an der Unterkunft abgeholt und starteten unseren Dienst im „Acuartelamiento de la Policía Nacional“, einer Art Polizeikaserne der Policía Nacional.

Es folgten tägliche Fußstreifen an besucherstarken oder touristischen Orten. Während dieser Fußstreifen lernten wir auch andere Polizeibehörden Spaniens kennen und waren stets im Austausch mit den Kollegen. Wir suchten außerdem zahlreiche Hotels auf, bei denen wir Flyer verteilten und über die Anwesenheit internationaler Polizeibeamter informierten.

Eines meiner persönlichen Highlights im Einsatz war, als wir auch innerhalb der „Plaza de Toros“, der Stierkampfarena, für das Sicherheitsgefühl der Besucher sorgen durften. Hierbei durften wir hinter die Kulissen der Arena treten und uns das Geschehen rund um die Stierkämpfe ansehen. Ich habe bisher nichts dergleichen in meinem Leben kennengelernt und war von den Eindrücken der Stierkampfarena und von der Atmosphäre im Zuschauerraum überwältigt!

 

Zeit „Adiós“ - „Auf Wiedersehen“ zu sagen!

Ich muss gestehen, bevor ich nach Pamplona reiste, konnte ich den Wirbel um die Feierlichkeiten der Sanfermines mit den verbundenen Stierrennen und -kämpfen nur bedingt nachvollziehen. Mein Aufenthalt vor Ort zeigte mir jedoch, dass die Sanfermines so viel mehr sind: Die Fröhlichkeit der Menschen, Musik und Tanz, die Kultur sowie die wunderschönen Bräuche, machen das Fest zu etwas ganz Besonderem. Ich konnte also mit der Zeit verstehen, weshalb die Spanier diese Tradition so sehr lieben.

Abschließend lässt sich sagen, dass die Feierlichkeiten der Sanfermines auch in diesem Jahr ein voller Erfolg waren. Dank der lückenlosen Zusammenarbeit der Polizeibehörden und anderer Behörden verlief alles reibungslos und friedlich. An alles und jeden war gedacht und auch ich durfte meinen Teil dazu beitragen- dank des Projekts der Europäischen Kommissariate!

Die neun Tage, die die Sanfermines andauerten, vergingen für mich rasend schnell. Und doch war es eine sehr erlebnisreiche Zeit, mit vielen gemachten Erfahrungen, die ich niemals vergessen werde und die für mich sowohl dienstlich als auch privat sehr wertvoll sind. Auch die tollen Menschen, die mich bei dieser einzigartigen Erfahrung begleitet haben, sind mir in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen.

Ich bedanke mich an dieser Stelle herzlich bei der Policía Nacional, dem Innenministerium NRW und der KPB Rein-Sieg-Kreis, die mir die Teilnahme an dem Projekt und die tolle Erfahrung ermöglicht haben. Es war mir eine Ehre!

Teamwork
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Teamwork

Polizei Rhein-Sieg-Kreis
Hinter den Kulissen der Stierkampfarena
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Hinter den Kulissen der Stierkampfarena

Polizei Rhein-Sieg-Kreis
Spanische Kollegen der Policia Nacional
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Spanische Kollegen der Policia Nacional

Polizei Rhein-Sieg-Kreis
Bereitschaftspolizei der Policia Nacional
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Bereitschaftspolizei der Policia Nacional

Polizei Rhein-Sieg-Kreis

weitere Informationen

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110